Ein verborgenes Gartenparadies am Stadtrand von Eisenstadt war „Natur im Garten Burgenland“-Beraterin Annabelle Morocutti im Mai 2024 besuchen. Mit Renate und Horst Bauer haben sich zwei gefunden, die sich in der Gartenarbeit und in der Gestaltung wunderbar ergänzen. Blickfang sind zum Beispiel ein schöner Pavillon und eine vom Hausherrn selbst gebaute mit Wein und Uhudler-Trauben berankte Pergola. Im Außenbereich gibt es eine Blumenwiese, die Annabelle an ihre Kindheit erinnert. Die Hochbeete für Kräuter und Gemüse müssen eigens geschützt werden, da Rehe und Hasen sich gerne für eine kleine Mahlzeit einfinden. Das restliche Areal braucht zum Schutz der Hühner vor dem hungrigen Fuchs einen eigenen Zaun. Die Hühner bei Familie Bauer lieben es übrigens sich in den hängenden Zweigen des Maulbeerbaumes einen Platz zu suchen, um von den köstlichen Früchten zu naschen. Maulbeeren gehören wie die Feigen zur Familie der Maulbeergewächse. Die in Europa bekanntesten Arten sind die Weiße und die Schwarze aus Asien stammende Maulbeere und die Rote Maulbeere, die ursprünglich in Nordamerika beheimatet war. Bereits von den Römern wurde der sommergrüne Baum oder Strauch in Gebiete gebracht, die sich klimatisch auch zum Weinbau eignen – vermutlich also auch zu uns. Die heilsame Wirkung der schmackhaften Scheinfrüchte, die im Aussehen Brombeeren ähneln, wurde im Mittelalter bereits von Hildegard von Bingen erwähnt. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren Maulbeerbäume im Straßenbild gar nicht so selten, waren doch die grünen Blätter der Weißen Maulbeere Nahrungsgrundlage für die Raupen des Seidenspinners. Als Anfang des 20. Jahrhunderts billige Seidenimporte aus Südostasien die europäische Seidenzucht überflüssig machten und zudem die stark färbenden Früchte der schwarzen Maulbeere immer wieder Unmut auslösten, wurden die Maulbeerbäume im öffentlichen Raum immer weniger. In den Botanischen Gärten Schönbrunn und der Universität Wien befinden sich wunderschöne knorrige alte Exemplare. Heute sind die Bäume mit den schmackhaften und gesunden Früchten wieder im Kommen. Sie vertragen Trockenheit, Hitze und karge Böden besonders gut und kommen sogar mit innerstädtischem Klima bestens zurecht. Im Handel sind getrocknete Früchte erhältlich, deren Geschmack dem von sehr süßen Rosinen ähnelt. Und auch in vielen Naturgärten werden wieder Maulbeerbäume /-sträucher gesetzt. Überhaupt gibt es bei Familie Bauer viele schattenspendende Bäume und Sträucher: Walnuss, Kirsche, Marille, Pfirsich, Quitte, die oben erwähnte Hängemaulbeere, Kriecherl, Zwetschke, Weichsel, Mandel und viele mehr. Mit der Berberitze ist auch eine Wildobstspezialität im Garten zu finden. In einer schönen Linde wohnen in einer Baumhöhle seit einigen Jahren Bienen, die Trockenmauer am Fuße dieses Baumes lockt Eidechsen und Insekten an. Auch Kriech-Wacholder und Winter-Jasim fühlen sich ausgesprochen wohl hier und haben eine beachtliche Größe erreicht.